Statement Marie Spott, ehem. Haushälterin bei Oppenheims, vom 18. 6. 1945
Frau Marie Spott, Hausangestellte bei Frau Dora Loewenfeld-Russ, Wien VIII, Ratmannsdorfgasse 17, hat am 18. 6. 1945 folgende Angaben gemacht und durch ihre Unterschrift bekräftigt:
Ich war bis zum Jahr 1943 als Hausgehilfin bei Herrn Dr. David Ernst Oppenheim, Wien II., Kraftgasse 3, und dessen Gattin Amalie Beschäftigt. Beide sind als Volljuden im Jahre 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht worden, wo Dr. Oppenheim gestorben ist. Im Jahre 1939 lernte Dr. Oppenheim durch Vermittlung seines ehemaligen Schülers Dr. Friedrich Heer Herrn Dr. Massiczek kennen, der ihn von dieser Zeit an bis zu seiner Einrückung und wieder nach seiner Rückkehr als Kriegsversehrter (1942) regelmässig aufgesucht hat. Dr. Massiczek war Herrn Dr. Oppenheim in mehrfacher Weise behilflich, sowohl durch Beistellung von Lebensmitteln als auch durch persönliche Verwendung bei amtlichen Stellen. Außerdem hat er bei der Auflösung des Haushaltes von Dr. Oppenheim auf dessen Bitten Kleider und Bücher als Treuhänder übernommen. Während seiner Militärdienstzeit und nach der Überführung des Ehepaares Oppenheim ins Kz. hat Dr. Massiczek beide mit Lebensmittelpaketen unterstützt.
Ich bin jederzeit bereit, diese Angaben eidlich zu bekräftigen und durch nähere Ausführungen zu unterstützen.
Wien, 18. 6. 1945
[signiert: Spott Marie
Wien XIII 13.
Radmannsdorfgasse 17]
